Donnerstag, 7. Juni 2012

Wollefest Leipzig

Überalllese ich von den schönen Erlebnissen und Begegnungen auf dem Wollefest in Leipzig.

ICH WAR AUCH DA!

Am Abend vor dem Samstag fragte ich noch meine Oma, ob sie nicht mitkommen mag. Sie zögerte, wusste nicht recht, ob das Angebot ernst gemeint war. Ich versicherte ihr dann nur, dass ich am nächsten Morgen 8.15 Uhr bei ihr sein würde. Sie kam wirklich mit!
Meine Oma ist 78 Jahre alt, hat ihr Leben lang gestrickt. Auf eine ganz andere Weise, als ich es tue. Mit Materialien die zur Hand waren. Es gab ja nichts, es war Krieg und Nachkriegszeit. Es wurden Säcke aufgeräufelt, das Garn mit Holundersaft gefärbt und dann was neues daraus hergestellt. Später hat sie aus dem Material, das die DDR-Wirtschaft hergab Pullover, Hosen, Socken, einfach die ganze Garderobe für ihre Kinder und auch noch für mich hergestellt. Hey, ich hatte eine gestrickte orangefarbene Schlaghose in den 70iger Jahren. Meine Puppe Carmen trägt noch heute das Gegenstück dazu.

Was ich dagegen mache ist purer Luxus! Tücher aus teurem Lacegarn mit Seide! Unglaublich. Meine Oma war  beeindruckt von der Vielfalt des Angebotes und meinte immer wieder, dass sie wohl nur noch von Wolle träumt. Ich fürchtete ja, dass sie angesichts der Preise hier und da Atemnot bekommen würde. Sie hat aber alles ruhig auf sich wirken lassen. Gestaunt hat sie aber schon. Für einen selbstgestrickten Pullover mit Norwegermuster hat sie 20 MArk bekommen.

Schön fand ich ihren Satz gegenüber einer älteren Frau: Ja das ist meine Enkeltochter. Ich habe früher immer auf sie aufgepasst und sie großgezogen, nun passt sie auf mich auf.

Und wie sie war ich wieder einmal so angetan von der entspannten Stimmung auf dem wundervollen Gelände des Parkes. Den unverhofften und erhofften Begegenungen mit "alten bekannten" wie dem Saalemädchen und dem Grünbäumchen und gänzlich unbekannten waren so herzlich. Ich denke gern daran zurück.

Glück hatte ich auch noch. Meine Ausbeute in diesem Jahr war klein. Ich muss einfach daran denken, dass mein Wollvorrat bereits so groß ist, dass ich wohl keine Chance mehr habe, ihn in diesem Leben abzubauen. Aber Oma hat mir ein paar Stränge geschenkt. Ein Lacegarn in Alpaca-Silk von Lichtfaden durfte mit und ein Lacegarn von Melina. Beide wundervoll. Wobei "Lichtfaden" eine Neuentdeckung für mich war, die mich nur ins Schwärmen brachte...

Als ich zuhause noch mal die Stränge bewunderte fiel mir erst auf, dass beide nach Rosen benannt waren. So schließt sich der Kreis meines Denkens dann in der Wolle und den Stücken, die ich daraus fertigen werde. Schöne Garne und alte Rosen!

Fotos gibt es keine....aber ich versichere Euch, es war ein wunderschöner Tag.

5 Kommentare:

  1. Oh..das war bestimmt ein Ereigniss für deine Oma und wird sicher noch lange daran denken.Ich finde solchen Zusammenhalt immer wieder schön!
    LG Sonja

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  2. Oh, was für ein schöner Bericht! Schön, dass Deine Oma Dich bei Deinen Stricktrips begleiten kann! Meine ist leider schon gestorben, bevor meine Strick- und Häkelwut so richtig wieder ausbrach (naja, im gesegneten Alter von 92 Jahren) - aber ich bin sicher, sie guckt mir von oben zu!

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  3. Wunderschöner Bericht und sicher nicht nur für deine Oma schöne Erinnerungen.
    ....und Danke, dass zu zu Uns gefunden hast ;-)
    LG Marianne und Pia

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  4. Toll, dass Du das noch mit deiner Oma erleben kannst!
    Meine war auch ein ganz wichtiger und geliebter Mensch in meinem Leben. Sie hat die ganze Familie mit Socken bestrickt.
    Viele Grüße
    Katja

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  5. Lieben Dank für die tolle Beschreibung des Wolle-Festes. LG Christine vom Leipziger Strick-Café

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