Freitag, 27. September 2013

Fallendes Herbstgold

Wenn man es genau bedenkt, dann ist es schon erstaunlich, dass ein Mensch 80 Jahre alt wird. Natürlich kann man noch älter werden, aber ich kann mir gerade nicht vorstellen, wie die Zeit vergeht und ich vielleicht 80 Jahre alt bin.
Meine Oma wurde in dieser Woche 80 Jahre alt. Eine Frau, die immer mit ganzem Herzen für ihre Familie da ist, für MICH!
In diesem Jahr ist sie genau doppelt so alt wie ich und ich bin doppelt so alt wie mein ältester Sohn, der sich ganz sicher nicht vorstellen kann, einmal 40 zu sein.
Ist man dann jemand anders?
Ich bin froh, dass ich meiner Oma noch Geschenke machen kann. Eine Frau, die wie kein anderer versteht, einfach zu leben. Gemüse aus dem Garten, die Pellkartoffeln auf den Tisch, Arbeit schändet nicht und ehrlich währt am längsten.
Und weil sie es immer für unnötig halten würde, gab es neben Blumen auch Seide, dünne Seide  in Grün mit goldenen Lichtern, gefärbt von der Zauberwiese und zu fallenden Blättern verstrickt.






Die Bilder entstanden in ihrem Garten, im Dill, auf der Mistforke, auf dem Gartenpulli (aber Kind das geht doch nicht) und in der Fetthenne.

Sonntag, 8. September 2013

Peggy Sue

Ich habe gerade ein irisches Garn auf den Nadeln. Shilasdair. Das Garn ist edel, ohne Frage, aber bei all den verführerischen Zutaten eben doch sehr rustikal. Ich stricke mir ein Jäckchen daraus. Raglan von oben, so kann zumindest nähteschnisch nichts schiefgehen. Das Jäckchen ist laut Anleitung eigentlich so ein kurzes knappes Ding für über ein Kleid oder so. Da mein Garn nun aber doch so wunderbar rustikal ist, mache ich alles länger, auch die Ärmel. Ich bin ja auch wirklich nicht der Typ für Jäckchen bis kurz unter dem Busen.

Peggy Sue hat einen breiten Bund aus Zöpfen. Die Stricktechnik dieser Zöpfe ist fingerbrecherisch. 197 Maschen sind auf der Nadel, für die Verzopfungsreihe brauche ich knapp eine Stunde. Erst rauf auf die Zopfnadel, dann eine wieder runter. Die Zopfmaschen werden rechts wie links verschränkt gestrickt.....Aber noch sind alle Finger drann.
 


Es ist mal wieder das, was ich gern als meditatives Stricken bezeichne, jede Masche verlangt Aufmerksamkeit, die Gedanken sind ganz darauf gerichtet. Ich mag das ja auch. Bei diesem Meditieren über gerade mal 2 Mustersätze (von 11) war ich viel bei dem Zopfthema. Zöpfe werden vor allem im Norden gestrickt. Klar, das ist schön warm. Aber noch etwas muss es sein. Die Struktur dieser Zöpfe, gerade der sehr nordischen und irischen erinnern mich sehr an Runen. Sie sind konstruiert wie ein Fachwerk in alten Häusern. Fachwerk ist nie ohne Bedeutung (heute schon) aber die alten Fachwerkonstruktionen sind eine Runensprache, die etwas über das Volk, über den Besitzstand und persönliche Verhältnisse aussagen.
Vielleicht sind auch die alten traditionellen Zopfmuster versteckte Runensprache.
Die kleinen Zöpfe, die ich gerade stricke erinnern mich an die Rune "Gebo".



Es ist eine Binderune, die sowohl das Band zwischen Göttern und Menschen stärkt als auch die Bezieung der Menschen untereinander. Sie steht für Geben, Opfer bringen, Gastfreundschaft oder auch jemandem Obdach gewähren. Eine Rune, die im Fachwerk sehr häufig zu finden ist. Die zwei gekreuzten Pferdeköpfe bei den Häusern in Niedersachsen stehen für diese Rune.
Ich habe beim Recherchieren gelernt, dass das Tragen eines Amuletts mit dieser Rune  Energieblockaden löst und das freie Denken fördert. Darum (und das ist wieder meine Weisheit) auch die Pferdeköpfe. Das Pferd ist das Verstandestier bei den Germanen.

Wer weiß, welche Geheimnisse in den Mustern verborgen sind.